TDP Circuit Trek Tag 1: Bis Serón (13 km, 3,75 h)

Anfahrt von Puerto Natales

Kurz vor 7 Uhr morgens, der Himmel färbt sich gerade rot von der bald aufgehenden Sonne, bin ich mit schwerem Gepäck auf dem Weg zum Busbahnhof…7.20 Uhr fährt mein Bus, 10 Minuten früher als man mir am Ticketschalter 2 Tage zuvor sagte, gottseidank bin ich nur eine von hunderten, die heute ihren Trek startet und deshalb auch nicht die einzige, die zum Bus läuft und so sagte mir ein anderes Mädel im Hostel Bescheid. Wo ich bisher sehr viel Ordnung und Überblick vorgefunden hatte, herrscht an diesem Morgen ein ziemliches Chaos…so ganz habe ich nicht verstanden ob ich wirklich beim richtigen Busunternehmen im Bus gelandet bin…die Busfahrer waren ziemlich gestresst und wunken mich einfach nur durch. Vale. Es verlassen mehrere Busse kurz nacheinander den Busbahnhof. Die Fahrt dauert ca. 1,5 Stunden in den 114 km entfernten Nationalpark Torres del Paine. Fast jeder schläft während der Fahrt ein, die Fensterscheiben beschlagen von innen, dahinter verschwimmt die hügelige, gelbbraunfarbene Landschaft.

Gegen 9 Uhr erreichen wir den Eingang zum Nationalpark und für alle heißt es aussteigen. Hier am Eingang erwirbt man das Eintrittsticket in Höhe von derzeit 21.000 CLP für Nicht-Chilenen (die bezahlen nur 6.000 CLP), erhält eine kleine Landkarte des Parkes und schaut sich 5 Minuten lang ein Video an, in dem man mind. 7 mal darauf hingewiesen wird kein Feuer außerhalb der gekennzeichneten Flächen zu machen und die hierfür geltenden Strafen sowie keine Tiere zu füttern, seinen Müll wieder mit nach Hause zu nehmen und wie man sich verhalten sollte, wenn man einem Puma begegnet. All diese Dinge habe ich im 3 o’clock Talk bei Erratic Rock am Vortag schon gehört. Anschließen dürfen wir wieder hinaus und unsere Rucksäcke aus dem Bus holen, vorausgesetzt man fährt nicht weiter bis zu einer der nächsten beiden Haltestellen, um von dort mit dem Boot weiterzufahren. Ich packte meinen Rucksack in den nächsten verfügbaren Shuttle-Van und fuhr damit die letzten Kilometer bis zum Visitor Center. Das hätte normalerweise 3000 CLP gekostet, doch niemand wollte Geld sehen und so zahlte ich gar nichts – Glück gehabt.

Und da bin ich nun, mitten in Patagonien im Torres del Paine Nationalpark. Davon habe ich schon sehr lang geträumt. Der erste Eindruck von der Landschaft gegen 9 Uhr morgens bestätigt meine Vorfreude und ich bin unendlich aufgeregt endlich starten zu können.

Es geht los

Das Welcome Center des Parkes bietet nochmal die Möglichkeit kleine Snacks, Getränke oder auch Karten zu ziemlich hohen Preisen zu kaufen, bevor es dann wirklich hinaus ins Freie geht – es ist außerdem der Eingang bzw. Startpunkt des Treks, d.h. hier muss jeder durch, drumherum gehen funktioniert nicht damit sind die Parkbetreiber streng, kontrolliert wird jedoch nichts. Viele nutzen aber die Halle erst einmal noch dazu, ihre Sachen in Mülltüten wasserdicht zu verpacken .

Das Licht ist herrlich an diesem Morgen, so dass ich kaum vorankomme, weil ich ständig zum Fotografieren anhalte. Die Landschaft ist allein hier schon ein Traum, dabei bin ich nur auf der Backside unterwegs. Der Circuit Trek führt einmal im weitläufigen Bogen um das Torres-Massiv herum. In den ersten Tagen sieht man auf diesem Trek also die Rückseite des Parkes, die weniger überlaufen ist als die Vorderseite mit den berühmten Torres-Felsen und Seen.

Kurz nach Start führt der Weg ein Stück in Richtung Torres Central, biegt dann jedoch nach rechts ab. Das kann man schnell übersehen, ich habe das Hinweisschild zumindest nicht gesehen und war nur dank Maps.me auf dem richtigen Weg. Die Region teilt sich der Park mit einer privat geführten Estancia. Das bedeutet in diesem Fall, dass viele Pferde unterwegs sind und es eigene Horse Trails gibt und diese teils zu Verwirrungen führen können, weil sie genauso gut Wanderwege sein könnten. Ich hab nicht nur einmal den „falschen“ erwischt.

Es ist ein bisschen windig, die Sonne scheint und ab und zu kommt ein bisschen Nieselregen herunter. Entgegen allen Wettervorhersagen bleibt es tagsüber aber doch größtenteils trocken und bietet den perfekten Einstieg für diese 8-tägige Wanderung. Ich wandere allein. Und schon nach der ersten Stunde läuft mir ein Puma über den Weg…was tun, zuerst Hände hoch und sich als ein größeres Tier ausgeben oder zuerst einen anderen, kleinen Umweg nehmen. Es gibt keinen anderen Weg, also Arme und Stöcke in die Luft. Ich hab so lang überlegt, da war der Puma schon längst über alle Berge bzw. hinterm Zaun verschwunden. Im Nachhinein sagen alle, ich habe unglaubliches Glück einen sehen zu dürfen..hmm, ich war eher verschreckt und noch zu sehr damit beschäftigt nicht gefressen zu werden, dabei gab es insgesamt wohl erst einen Übergriff auf einen Menschen innerhalb dieses Parks. Danach sehe ich kein wildes Tier mehr.

Der Weg wird schmaler, führt durch Bäche, getrockneten Schlamm und über Wiesen, danach immer in Sichtweite des Río Paíne entlang bis ich das hübsche Camp Serón erreiche. Meine Füße tun schon ein bisschen weh in den neuen Schuhen – was hab ich mir auch dabei gedacht die neuen Schuhe direkt auf dem Trek einzulaufen .

Zeltaufbau

Es ist kein Geheimnis, dass die Winde in Patagonien heftig und wirklich nicht zu unterschätzen sind. Entsprechend sollte man sein Zelt irgendwie windgeschützt aufbauen. Zwischen zwei Plattformen mit bereits aufgebauten Zelten, die vom Camp gestellt werden und die dreimal so teuer sind wie ein normaler Platz auf dem Boden, baue ich mein gemietetes gelbes Zelt auf und bin überrascht wie einfach es ist…damit werde ich mein eigenes Zelt dann wohl nicht vermissen.

Und sonst so nach dem Hike

Es beginnt die Routine, d.h. Duschen, Essen und Leute kennenlernen. Die Duschen sind besser als ich erwartet hätte, auch wenn der Wasserdruck gering ist, es ist warm und das ist alles was zählt. Michael und Jordan aus meinem Hostel in Puerto Natales sind ebenfals da. Perfekt. Am Abend stehlen wir uns in den warmen Aufenthaltsraum hinein und spielen Karten (Speed). Beim Essenkochen fegt uns der aufziehende Wind den Staub in die Augen und ins Essen…nicht so schön nach der Dusche .

Michael und Jordan aus San Francisco
Wasserkochen im nigelnagelneuen Topf 🙂
Daten zum Hiking-Abschnitt bis Serón:

13 km
3,75 h inkl. kurze Pausen
Einfacher Wanderweg
Camp Serón bietet gute sanitäre Anlagen mit Warmwasserduschen, einem Kochzelt und kleinem Aufenthaltsraum mit der Möglichkeit Essen zu bestellen.

Kosten erster Tag:

15.000 CLP Bus Hin- und Rückfahrt
3.000 CLP Busshuttle zur Laguna Amarga, Startpunkt des Treks
21.000 CLP Parkeintritt
10.000 CLP Camping Serón (Sitio Suelo)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: