Tag 7: Erste Everest-Aussicht auf dem Weg von Namche Bazaar nach Phortse (9,7 km, 6,2 h)

Den Weg nach Khumjung kennen wir schon vom Tag zuvor. Dieser ist zwar wirklich nicht der schönste und auch sehr steil, aber wohl der kürzeste. Das Wetter ist perfekt, Sonnenschein, blauer Himmel und kaum eine Wolke, die die Sicht auf die umliegenden Berge versperrt. Es ist frisch an diesem Morgen, nur 2 °C zeigt das Thermometer, doch die Sonne wärmt schnell auf und so geht es mit T-Shirt und kurzer Hose los. Ciao Namche Bazaar, bis in 19 Tagen, oder so. Wir sind spät dran, es ist schon 8:20 Uhr, die meisten Trekker sind seit 6 Uhr unterwegs. Der heutigen Abschnitt ist jedoch nicht lang und wir hoffen ihn ohne Weiteres meistern zu können. Der Weg ist belebt, viele nutzen ihren Akklimatisierungstag, um Richtung Khumjung auf einen der Everest-Aussichtspunkte zu klettern, so wie wir es tags zuvor auch getan haben. Trotz deren leichten Gepäcks, manche hatten gar keines, waren sie nicht schneller als ich. Das ist auch gut so…ab jetzt zählt nicht Geschwindigkeit, sondern auf den eigenen Körper hören, sich Zeit lassen, langsam gehen. Selbst Esel wären jetzt schneller, ich würde sagen, wir sind im Schneckentempo unterwegs. Nach 440 Höhenmetern erreichen wir wieder das Hotel Everest View und heute haben wir tatsächlich einen fantastischen Blick, u.a. auf Ama Dablam, Lhotse und teilweise auch auf die Spitze von Mount Everest. Ein schöner Moment, der erste Blick auf den höchsten Berg der Welt…ich bin tief beeindruckt von der Szenerie 😊. Wir treffen hier oben auf die Franzosin wieder, die wir schon aus Kathmandu kennen und die mit zwei weiteren Leuten den 3 Passes Trek wandert. Sie haben heute einen Tag Pause und werden morgen nach Phortse laufen.

Für uns geht es weiter, zunächst 330 hm bergab nach Khumjung und schließlich weiter nach Sanasa gefolgt von einem sehr langen teilweise steilen Anstieg nach Monglo, 3.957 m und dem damit höchsten Punkt der heutigen Tour. Auf dem Weg ist viel los. Es kommen nicht nur große Wandergruppen entgegen, sondern auch viele schwer beladene Sherpas und Yaks. Die Treiber der Tiere nehmen keinerlei Rücksicht auf Wanderer und treiben die Tierherden auch gern geradewegs auf den Weg zu, den man selbst gerade eingeschlagen hat. Dann sollte man lieber ausweichen, denn schnell könnte man sonst den Berg runterkullern. Und wo es hoch geht, da geht es auch wieder runter, hinter Monglo geht es 385 hm steil bergab, um den Fluss Dudh Koshi zu überqueren und in einer Schleife 200 hm wieder steil bergauf zu laufen. Meine Knie freuen sich so gar nicht über diese Anstrengung, insbesondere bergab tut jeder Schritt weh. Es geht langsam voran. Ich treffe auf ein Yak, es trottet in ähnlicher Langsamkeit vor mir her, bleibt ab und zu stehen, um Luft zu holen, schaut sich nach mir um, fast um zu sagen „Hey, bist du noch da, bist du ok?“ So ein Yak ist halt auch nur ein Tier und es ist gut zu wissen, dass es auch mit der Höhe und der Anstrengung zu kämpfen hat. Auf dem Weg liegt gelbbraunes Laub und es duftet nach Herbst. Tief unten rauscht mittlerweile der Fluss und der Weg schlängelt sich weiter bergauf. Gleichzeitig treffen das Yak und ich auf dem Berg und im Dorf Photse ein. Jetzt befinden wir uns auf 3.800 m. Alles gut mit der Höhe, ich habe nur ganz leichte Kopfschmerzen.

Für die heutige Übernachtung wählen wir die Namaste Lodge…welche Kriterien dafür ausschlaggebend sind, weiß ich allerdings nicht. Wir sind die einzigen hier und haben die freie Wahl der Zimmer und entscheiden uns für zwei Zimmer, für 150 Rs pro Person. Es gibt eine Dusche mit Gasboiler…allerdings für 500 Rs pro Person. Das ist uns zu viel und so duschen wir 3 sehr schnel nacheinander, hat keiner bemerkt und kostet so nur einmal 500 Rs. Herrlich, nach 3 Tagen mal wieder heißes Wasser. Es ist wirklich frisch auf fast 4.000 m. Draußen ziehen die Wolken ganz dicht über den Berg hinweg und hüllen alles in dichten Nebel…man könnte es einen typischen Herbsttag in Deutschland nennen. Es ist auch drinnen nicht warm, dick eingehüllt sitzen wir über unserem Essen. Die Familie in deren Lodge wir zu Gast sind, sitzt um den kleinen Ofen in der Mitte des Gemeinschaftsraumes und unterhält sich angeregt. Der Raum ist Gaststube, Wohnzimmer und allgemeiner Aufenthaltsraum in einem. An den Wänden des Zimmers hängen allerlei Zertifikate zu Kletterkursen und Highschoolabschlüssen. Auch Fotos der Khumbu-Region und vom Everest sind zuhauf vorhanden. Es ist aufregend all diese zu sehen und noch immer nicht ganz wirklich überhaupt hier zu sein. Mohammad und ich gehen schweigend, ohne ein weiteres Wort zu wechseln, schlafen…wir haben uns gestritten, das kommt halt mal vor.😐

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