SKS: Tag der Prüfung

Der Freitag war gekommen, der Wind wehte wie Hölle und ich hatte vor Aufregung die ganze Nacht nicht geschlafen. Gegen 0700 Uhr stand ich auf und zog mich an. Duschen und Frühstück ist für mich so gut wie ausgefallen. Ich bekam einfach nichts runter. Boa was ein Mist!

Nun wurde es ernst, gegen 0900 Uhr kamen die beiden Prüfer den Steg entlanggelaufen, um dann an Bord zu kommen. Nach einigen Formalitäten ging es auch schon los. Das erste Manöver hieß Ablegen und Heiligenhafen durch das Fahrwasser verlassen. Das Rausfahren aus der Box war schon ein Highlight, denn wir hatten starken Wind von Achtern und das Boot musste über Steuerbord drehen. Hier liegt der Knackpunkt, denn das wird so einfach nicht gehen, da der Wind das Boot versucht nach Backbord zu drücken. Hier half uns die Achterleine, die wir vorne nochmal um einen Pfahl legten. Sie sorgte dafür, dass mit etwas mehr Gas das Boot nach Steuerbord gedrückt wird. Mit dem Kommando: „Alle Leinen los und ein“ hatten wir es geschafft. Das Schiff nahm Fahrt auf und wir brausten ins Fahrwasser raus aus Heiligenhafen. Der Prüfer setzte seinen ersten Haken.

Auf dem Weg ins Übungsgebiet kamen noch ein paar kleine Theoriefragen, die ich recht gut beantworten konnte. Im Übungsgebiet angekommen, musste ich noch einige Kurse fahren, die der Prüfer angegeben hatte, bevor er dann die Boje an Steuerbord rauswerfen ließ. Es folgte also das Boje über Bord Manöver unter Maschine. Auskuppeln und schnell nach Steuerbord drehen. Die berühmten Sätze sagen: „Boje über Bord an Steuerbord. Rettungsmittel nachwerfen, Boje beobachten.“ Jetzt ging es los. Vier Boots länger vor dem Wind weg von der Boje und dann auf Gegenkurs gehen und gegen den Wind zurück zur Boje. Dort angekommen noch schnell auskuppeln und die Boje war an Bord. Puuh zweite Aufgabe und auch erste Pflichtaufgabe gemeistert.

Und nun ging es richtig los. Gefühlt pfiff der Wind mit 6 Bft. in Böen bis 7 und die Segel mussten hoch. Ich drehte das Boot in den Wind und gab das Kommando zum Setzen des Großsegels. Wir hatten das zweite Reff eingebunden, was dafür sorgt, dass bei dem Wetter die Segelfläche verkleinert wird. Dann kam die Fock an die Reihe. Michael merkte schnell, das sie kaum zu halten war. Somit dauerten die Einstellungen der Segel immer etwas länger, als ich es bei schönem Wetter gewohnt war. Eine Situation an die ich mich erst einmal gewöhnen musste. Jetzt ging es aber los! Ich fiel leicht ab und wir brausten mit fast 7kn Fahrt durchs Wasser auf einem Amwindkurs durchs Wasser. Alter Vatter… dritte Aufgabe gemeistert.

Nun kamen die Segelmanöver unter Fahrt an die Reihe. Ich fuhr noch zwei Wenden bevor dann das Boje über Bord Manöver unter Segeln folgte. Dieter machte sich auf den Weg zum Vorschiff. Der Seegang hatte zugenommen, so dass er sich mit seinem Lifebelt einpicken musste. Gesagt getan und zack raus die Boje. Es folgte das gleiche Manöver wie zuvor nur unter Segeln. Die Crew hat schon geschwitzt, als wir mit den verschiedenen Segelstellungen eine Q-Wende fuhren. Aus meiner Sicht keine leichte Aufgabe. Mit einem Aufschießer kamen wir nur fast zum Stehen und als die Boje in Reichweite war, hat er mit dem Bootshaken vorbeigegriffen. Dieses verdammte Wetter! Der zweite Prüfer hatte sich die ganze Zeit unter Deck aufgehalten und streckte nun das erste Mal seinen Kopf durch die Luke mit der Frage zum anderen Prüfer: „Hat er?“. Der erste Prüfer antwortete mit: „Japp hat er.“ Das hörte sich doch schon Mal gut an und ich wusste jetzt kann nicht mehr viel kommen. Wir fuhren noch ein zweites Boje über Bord Manöver, doch leider hatte Dieter ein zweites Mal Pech.

Der Prüfer wollte nun, dass Skipper Michael das Boot weiter fährt, da die Zeit so langsam davon lief. Die beiden Prüfer hatten noch weitere 27 Prüflinge auf anderen Boote vor sich und wir waren schon über eine Stunde unterwegs. Michael fing dann zusammen die Boje mit Dieter ein, während ich unter Deck meinen gerade erstandenen SKS-Schein unterschrieb. Ich wollte es nicht glauben, aber ich hatte es geschafft! Die Erleichterung sprang mir förmlich aus dem Gesicht, der Hunger kam wieder und nun wollte ich so schnell es ging zurück an Land.

Wir gingen längsseits einer weiteren Yacht. Dort stiegen die Prüfer über, wünschten uns nochmal alles Gute und ließen uns nach Heiligenhafen zurückfahren. Mein Gott war ich froh, bei dem Wetter… Nun war erstmal Freizeit angesagt. Ehrlich gesagt hatten wir davon in den letzten Tagen recht wenig. Die 217 sm in einer guten Woche hinterließen schon Spuren. Aber egal, die Mühe und der Aufwand hatte sich ja gelohnt. Mit einem Kaffee am Nachmittag und einem super Fischgericht am Abend war der Ausbildungstörn nun beendet. Gina liegt wieder sicher im Hafen und wurde von uns mit dem Putzeimer generalüberholt. Zum Schluss schlugen wir die Fock noch ab und verpackten das Großsegel wieder sauber unter der Persenning. Denn Gina wird sich nun bis Oktober ausruhen können. Eine letzte Nacht an Bord, ein letzter Kaffee beim Bäcker und dann ging es wieder zurück nach Mannheim. Somit war das Abenteuer SKS-Praxistörn mit Prüfung zu Ende.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmal bei der Crew: Michael, Dieter und Arne bedanken. Ich konnte viel lernen, hatte einen riesen Spaß und halte auch wegen euch nun meinen SKS-Schein in der Hand! Weiterhin geht ein Dank an meine Blog Leser Magic und Nina, die mich motiviert haben auch nach einem langen Segeltag nochmal 2h Blog zu schreiben, auch wenn ich den Takt gerade am Freitag nicht mehr aufrechterhalten konnte 🙂 Vielen Dank!

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