Baga Gazriin Chuluu

Die große Tour konnte starten…eigentlich 9 Uhr, aber von unserer Guide war weit und breit noch nichts zu sehen bzw. zu hören, keine Nachricht. Auf gepackten Rucksäcken warteten Mohammad und ich im Guesthouse auf eine Nachricht, Anruf, sonstwas… Erst eine Stunde später und auf mehrere Anrufe unsererseits hin hatten wir eine Anlaufstelle…endlich. Doch damit nicht genug. Statt Urnaa sollte eine andere Frau als Guide mitkommen, das Geld sollte statt der vereinbarten 1. Rate nun doch sofort und komplett überwiesen werden. Eine Menge Unruhe und die Einzige, die uns im verständlichen Englisch hätte erklären können was Sache ist, war nicht anwesend. Naja, kleine Startschwierigkeiten halt. Nachdem der organisatorische und der finanzielle Kram erledigt waren, gings auch endlich los und auf unser Drängen hin fuhr Urnaa statt der fremden Lady mit 😊

Zunächst sollte die Tour in den Süden der Mongolei gehen, auch South Gobi genannt. Im russischen Minivan passierten wir die Stadtgrenze Ulaanbaatars und fanden uns in der Steppe wieder. Neue Landschaften zogen an uns vorbei, vor allem viel Sand und es war verdammt heiß.

Wir hatten alles zum Kochen und Übernachten in der Wildnis dabei. Zum Mittagessen hielten wir dennoch in einem kleinen Ort und aßen im Restaurant Pasta mit Schafsfleisch. Das würde uns von nun an die nächsten 3 Wochen begleiten 😕 Zum Essen wird häufig Milchtee gereicht…warmer schwarzer Tee mit sehr viel Milch, ungesüßt und nicht mit englischem Tee vergleichbar.

Lokales mongolisches Essen: Nudeln mit Schafsfleisch, dazu Milchtee

Am 26. Juni finden die Präsidentschaftswahlen in der Mongolei statt. Dafür sieht man vielerorts Jurten mit Fahnen der jeweiligen Partei, in denen man sich über die jeweiligen Kandidaten informieren kann.

Da für uns alles neu und somit interessant war, gab es auch viele Fotostopps 😊 Insbesondere die frei umherlaufenden Schafe und Ziegen waren tolle Fotoobjekte…niemand ahnte wie viele wir davon noch zu sehen bekommen würden.

Manchmal waren es auch Kühe, die gemächlich die Straße überquerten und trotz Hupen nicht schneller liefen 😁

Das wird aus Tieren, die den heranschnellenden Fahrzeugen nicht ausweichen…nein, nicht wirklich. Das ist der Gang der Natur und in der heißen Steppe verendet auf ganz natürliche Weise das ein oder andere Tier.

Wir fuhren in Richtung Baga Gazriin Chuluu, einem großen Steinmassiv, in dessen Mitte sich eine versteckte, jedoch verlassene Monastery befindet. Diese wurde von Mönchen in den Jahren 1937 bis 1939 als Versteck vor den Russen genutzt, die alle buddhistischen Tempel des Landes zerstören wollten. Dabei verloren hundertausende Mönche ihr Leben.

Baga Gazriin Chuluu Steinmassiv mit Choir Monestary

In der Mongolei begegnet man vielerorts den vierfarbigen Scarfs, Schleifen, so auch in dieser kleinen Monastery. Die Farben haben für die Mongolen ganz essentielle, alltägliche Bedeutungen:

  • Blau steht für den Himmel
  • Rot für Feuer
  • Gelb für Sonne
  • Grün für Gras
  • Weiß für Milch

Bindet man eine Schleife daran, darf man sich etwas wünschen… so sagt man.

Make a wish

Mittlerweile haben wir asphaltierte Straßen gegen staubige Offroadpisten eingetauscht. Diese geben uns einen ersten Vorgeschmack auf die kommenden Tage, inklusive erste blaue Flecke. Wir witzeln noch wem zuerst schlecht werden würde…

Die erste Übernachtung fanden wir bei einer Nomadenfamilie mitten im Nirgendwo. Hier ist es sehr idyllisch und ruhig – die einzigen Geräusche stammen von den Ziegen. Wir durften in einer Jurte schlafen, die die Familie speziell für Besucher bzw. Touristen bereithält. Üblich ist dann ein allgemeiner Empfang bei der Familie in der Hauptjurte.

Diese Jurte ist sehr geräumig und mit mehr elektronischem Equipment ausgestattet als man es hier draußen vermuten mag. Mithilfe von Solarpanels wird der Strom hierfür zur Verfügung gestellt. Es gab sogar einen kleinen Fernseher mit Flachbildschirm. Als wir eintraten wurde gerade eine Ziege ausgeweitet, kleine Blutspritzer verteilten sich auf den Boden…es war schon nicht viel Platz, die Luft war stickig und vom Geruch der Ziege erfüllt. Der anstandhalber und aus Respekt setzten wir uns auf die uns angebotenen Plätze auf die rechte Seite der Jurte (von innen nach draußen betrachtet) und beobachteten das Geschehen.

Jurten werden in der Mongolei immer nach demselben Prinzip aufgestellt. Der Eingang zeigt jeweils nach Süden. Es gibt nur eine einzige Ausnahme in der es anders gehandhabt wird…dann wenn eine schwangere Frau ihr Kind verliert. Der Eingang wird dann in eine andere Himmelsrichtung verlegt in dem Glauben und der Hoffnung, dass das Kind dadurch zurückkehren wird.

Gäste werden in einer Jurte immer auf der rechten Seite empfangen. Handelt es sich um Familie und Bekannte als Besucher, so sitzen die Frauen auf der linken, die Männer auf der rechten Seite.

Mongolen sind sehr gastfreundlich und bieten ihren Besuchern immer Milchtee, Käse und Brot zur Begrüßung an.

Bei unserem Besuch sind auch viele Kinder anwesend. Das ist nicht alltäglich, denn diese sind zumeist in Dormitorys im nächstgelegenen Ort untergebracht, wo sie zur Schule gehen. Der nächste Ort oder die nächste Stadt ist oftmals hunderte Kilometer entfernt, so dass die Eltern ihre Kinder sehr selten, meist nur in den Ferien sehen. Wir haben also Glück.

Ähnlich „Glück“ haben wir mit der Toilette. Es gibt eine. Ein tiefes Loch im Boden, und ein Bretterverschlag drüber  und das ist noch eine der schöneren und geruchsärmsten Varianten.

Mongolische Freiluft-Toilette

Zum Abendessen gibt es gottseidank kein Schaf sondern Rind…sehr zur Freude aller Anwesenden.

Die Jurte, in der wir schlafen, ist mit 4 Betten ausgestattet – erwartet hatte ich eigentlich ein Matratzenlager auf dem Boden, aber so etwas gäbe es wohl schon länger nicht mehr. Es wird im Bett geschlafen. Bevor es jedoch ins Bett geht, werden noch die Zähne geputzt, unterm Sternenhimmel natürlich und bei absoluter Stille – herrlich nach den hektischen Tagen in den Großstädten Russlands. Duschen is nicht mangels nicht vorhandener sanitärer Anlagen…egal.

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