Naypyidaw – die neue Hauptstadt Myanmars

Naypyidaw bzw. Nay Pyi Taw

Die neue Hauptstadt gehört eher nicht zu den touristischen Highlights einer Myanmarreise, aber nach allem was ich darüber gehört habe, zu „weird“, sodass ich einen kurzen Abstecher wagen möchte. Der Bau der Stadt wurde vom damaligen Militärregime 2000 im Geheimen begonnen, 2005 wurde sie bereits zur Hauptstadt erklärt. Zuvor war die an der Küste gelegene Stadt Yangon mit 16 Millionen Einwohnern Hauptstadt Myanmars. Es wird darüber gewitzelt ob sich der frühere Diktator, so wie die großen Könige vor ihm, damit ein Denkmal setzen wollte oder ob das Regime Angst vor den USA hatte, oder sogar vor dem eigenen Volk (?). Die Stadt ist in Zonen eingeteilt. So gibt es z.B. eine Wohnzone oder auch eine Regierungszone..das hört sich schon alles sehr nach Militär an. Bis heute sind nicht alle Ländervertretungen oder Banken in die neue Stadt umgezogen und auch die Bevölkerung zieht nur zögerlich um. In der Stadt, die 8mal so groß wie Berlin ist, leben bis heute leben nur rund eine Million, aber eher weniger. Nicht verwunderlich also, dass die Menschen in dieser Stadt kaum zu sehen und 8 bis 20 spurige Straßen quasi leer sind. Eine Platzverschwendung hoch drei verglichen mit den restlichen Ländern und Städten Südostasiens. Robert Reid bezeichnet die Stadt als „SUV city for people without wheels“ – was definitiv zutrifft, ohne fahrbaren Untersatz ist man hier aufgeschmissen. Als Geisterstadt, wie sie von einigen Reisenden genannt wird, kann ich sie indes nicht bezeichnen, aber es ist einfach alles zu groß im Verhältnis zur Anzahl der dort lebenden Menschen, ganz zu Schweigen von Touristen. Letztere kann man wohl auch an einer Hand abzählen und ich bezweifle, dass sich neben uns beiden wirklich noch 3 weitere Touris zur gleichen Zeit in der Stadt aufhalten. Hierher verirrt sich wohl nur einmal im Monat ein neugieriger Tourist. Entsprechend groß ist das Interesse der Burmesen. Während ich ständig auf der Suche nach Mönchen bin, um ein gutes Foto zu machen, kommen hier Mönche auf mich zu und wollen unbedingt ein Foto mit mir machen – wow, ich bin sprachlos und grinse wie ein Honigkuchenpferd in die Kamera – of course Naja, die Mönche sind hier wohl auch nur Touristen.

Anreise

Mit dem Bus geht es von Nyaung Shwe am Inle Lake in 7 Stunden nach Naypyidaw, für 16.500 MMK. Es sollte 19 Uhr losgehen und ein Taxi Guillaume und mich am Hostel abholen, doch man hatte uns wohl vergessen, denn 19.30 Uhr saßen wir noch immer in der Lobby des Hostels. Alle anderen Wartenden waren schon vor einer Stunde abgeholt worden, um zu ihren Bussen gebracht zu werden. Das hat man dann wohl davon, wenn man bei einem kleinen Veranstalter in der Stadt bucht und ein paar Cent sparen möchte. Gegen 19.45 Uhr kam ein Taxifahrer angestürmt, der so schnell unterwegs war, dass er uns fast stehengelassen hätte…er rollte schon davon. Wir stiegen in das birmesische Tuk Tuk, das eher einem kleinen Lastwagen gleicht und eine vergitterte Ladefläche hat. Der Fahrer strengte sich auch gar nicht erst an vorsichtig zu fahren und so klammerten wir uns am Gitter fest, um nicht nach hinten hinausgeschleudert zu werden – wir lachten immerhin noch, von 0 auf 100 sozusagen, eben noch entspannt in der Lobby und im nächsten Augenblick laut holpernd durch die Nacht. Der Bus wartete schon, logisch, wir waren ja auch vergessen worden.
Kaum saß ich im bequemen Liegesitz des Busses, war ich auch schon eingeschlafen…gottseidank konnte ich dieses Mal schlafen, trotz Dauerbeschallung und Geflacker des Fernsehers. Und selbstverständlich erreichten wir Naypyidaw nicht 5 Uhr morgens, wie angekündigt, sondern 2.50 Uhr. Das übliche Problem – alle Nachtbusse kommen zu früh an ihrem Bestimmungsort an. Bleibt wie immer die Frage wo wir aussteigen. Zuerst wollte man uns an einem Park aussetzen, wir versuchten vergeblich herauszufinden in welche Richtung der Bus als nächstes fahren würde, denn zum Golden Lake Hotel waren es noch immer 9 km und wir wollten möglichst in der Nähe aussteigen, Geld für ein Taxi sparen. Ein Taxifahrer bestand beharrlich darauf, dass wir seine Dienste in Anspruch nehmen. Schon aus Prinzip taten wir das nicht und fuhren mit dem Bus zur nächsten Haltestelle, die jedoch 5 km weiter entfernt lag…hätten wir mal doch den Stopp davor genommen – manchmal muss man halt für seine Sturheit bezahlen.

Naypyidaw – nix los hier

Wir liefen den Weg mit Gepäck durch die leeren Straßen…es gab keinen Grund den Gehweg zu nutzen, die rechte und mittlere Spur der Straße waren perfekt zum Laufen. Immerhin war ich nicht allein und wurde vom Guillaume mit seinen französischen Witzen bestens unterhalten, aß die süßen Kartoffelkekse, die er nicht mochte, aber deren Tüte an seinem Rucksack unglaublichen Krach mit jedem Schritt in der so stillen Nacht machte, dass sie vernichtet werden mussten. Die vorbeifahrenden Autos konnte man an einer Hand abzählen, keines hielt an, nicht einmal die Großraumsammeltaxis – die hupten nur kurz. Nicht so einfach in dieser Stadt. 5 km vor dem Ziel hielt doch noch ein Taxi an, fuhr rückwärts auf uns zu. Wir versuchten einen Preis zu verhandeln, er gab vor nichts zu verstehen und sagte nur „ok ok, no problem“. Als wir am Hotel ankamen, verlangte er im astreinen Englisch 5000 MMK…ja ja, klar, nix da, 3000 MMK waren vereinbart und mehr bekam er auch nicht. So typisch.

The Golden Lake Hotel

Eine hübsche Anlage, mit Personal, das sich aufgrund zu wenig Besucher und Arbeit die Beine langweilend in den Bauch steht. Trotzdem durften wir bereits 5.30 Uhr morgens für die darauffolgende Nacht einchecken und so insgesamt zweimal schlafen. Es war das günstigste Hotel in nächster Nähe zum Zentrum der Stadt, immerhin noch 9 km. Frühstück war mit inbegriffen, das brauchte man auch, denn die nächste Einkaufsmöglichkeit ist ebenfalls 9 km entfernt, im Junction Center, einer kleinen hypermodernen Mall. Ohne fahrbaren Untersatz kommt man hier nicht weit…die Entfernungen sind einfach zu groß. Das Hotel vermietet Motorroller für 30.000 MMK pro Tag oder 3000 MMK pro Stunde. Wir beschließen nur einen Roller zu mieten und uns die Kosten zu teilen. So viel zu sehen gibt es sowieso nicht in der Stadt, oder doch?

Ein 20 Lane Highway durch die Stadt – what the f***k

An Pompösem nicht genug, es gibt eine 20spurige Autobahn, 10 Fahrbahnen in jede Richtung. Bei der Anzahl an Autos, die diese Mordsautobahn befährt, hätte es auch eine einspurige Huckelpiste getan. Die Straße führt am Parlamentsgebäude vorbei, ein riesiger Palast…leider darf ich nicht näher ran, um ein besseres Foto zu machen. Nichtsdestotrotz ist es ein Heidenspaß über 10 Spuren von rechts nach links quer drüber zu heizen…interessiert keine Menschenseele.

Defense Service Museum

Die Selbstbeweihräucherung des Regimes geht weiter im Militärmuseum 25 km nördlich, außerhalb der Stadt. Wirklich spannend sind nur die ausgestellten Militärhubschrauber und -flieger, viele stammen aus China. Über das Gelände darf man mit dem eigenen Motorrad und Auto fahren, andernfalls wäre man auch hier 3 Tage zu Fuß unterwegs.

Uppatasanti Pagoda

Eine Kopie der Shwedagon Pagoda findet man hier ebenfalls, allerdings ohne all die hübschen Tempel drumherum, die das Original erst so richtig sehenswert machen. Leider leider konnte ich mir die Kopie nur von Weitem anschauen. Warum erfährt man gleich im nächsten Absatz.

Der Motorroller gibt den Geist auf, mitten in der Walachei

Nach dem Besuch des Defense Service Museums mussten die 25 km auch wieder zurück in die Stadt gefahren werden. Bereits nach 3 km ging der Motor allerdings einfach aus. Er ließ sich auch nicht wieder starten. Hilfsbereit wie die Burmesen sind, hielt auch gleich der erste, der die Misere sah, innerhalb von 2 Sekunden an, konnte jedoch auch nicht helfen. Wir riefen von seinem Handy aus im Hotel an, man sagte uns es werde jemand kommen und uns abholen. Wir setzten uns auf eine nahegelegene Brücke und saßen auch 3 Stunden später noch dort. Mithilfe eines anderen Burmesen riefen wir nochmal im Hotel an…dort hatte sich noch niemand auf den Weg gemacht uns zu retten, nun würde aber jemand kommen. Es wurde bereits dunkel. Eine Stunde später kam die Hoteldame mit zwei weiteren Herren, auf zwei Motorollern. Hä? Wie soll das denn funktionieren, 5 Leute und nur zwei Roller? Die drei sahen sich unseren Roller an, stellten fest, dass der nicht mehr funktionierte und bestellten erstmal Tee im Restaurant, in das wir in der Zwischenzeit umgezogen waren. Nach 20 Minuten hatten sie auch was zu essen bestellt. Wie bitte? Ich fragte was denn nun die Lösung sei und wie wir hier wieder weg kämen. Die Hoteldame sagte im garstigen Ton, dass wir ein Taxi nehmen müssten und uns an den Reparaturkosten beteiligen sollen. Wir sahen es nicht als unsere Schuld an und verneinten, daraufhin tranken sie weiteren Tee. 10 Minuten später kam sie mit dem gleichen Angebot…wir blieben stur. Weiterer Tee. Neues Angebot: 20000 für das Taxi, 9000 statt 30000 für die Miete des Rollers. Nö, auch das sahen wir nicht ein. Weiterer Tee. Neues Angebot: 10000 für das Taxi, keine Miete für den Roller. Anscheinend waren auch sie genervt, wir nahmen an. Es waren nun insgesamt 5 Stunden, die wir im Nirgendwo verbrachten. Das raubte uns die Zeit, die wir für die Uppatasanti Pagoda eingeplant hatten. Danke. Mit einem Sammeltaxi gings zurück…inklusive kaputtem Roller und einem funktionierendem, die zwei Herren saßen jeweils drauf, die Hoteldame fuhr separat. Unserem Wunsch unterwegs am Junction Center anzuhalten, um etwas zu essen, kam nan hingegen nicht nach. Ganz großartiger Tag…ein bisschen vom Pech verfolgt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

%d Bloggern gefällt das: