Auf nach Moskau

20:10 Uhr – Warschau Hauptbahnhof

Es beginnt abenteuerlich. Obwohl alles gut vorbereitet war, hab ich es dann doch geschafft etwas im Hostel zu vergessen…den Impfstoff gegen Cholera…der liegt noch immer wohl verpackt im Kühlschrank…verdammt. Nochmal zurück hätte ich es auch nicht geschafft. Egal, ist jetzt so und vielleicht kriege ich in Moskau welchen. Für Verwirrung sorgte dann noch die Google Maps Anzeige für meinen Zug nach Moskau. Demnach hätte ich 00:03 Uhr in Brest in einen Zug umsteigen müssen, der erst 3:18 Uhr fährt. Das hat sich dann als falsch herausgestellt, ich kann im Zug verweilen und schlafen, juhu.

Warszawa Centralna

Wir sind zu viert im Abteil: eine ältere, sehr nette gesprächige Frau, die kein Wort Englisch oder Deutsch versteht und ich ihr Russisch nicht 😁 und ein Ehepaar, der Mann kann sehr gut Englisch und darf deshalb auch für den halben Waggon dolmetschen. Es herrscht eine sehr angenehme, freundliche Atmosphäre – zumindest so lang man das Abteil nicht verlässt, denn das Zugpersonal hat stets eine ernste Miene aufgesetzt. Fotografieren ist auch nicht erlaubt, zumindest nicht offiziell – das wundert dann auch meine Abteilmitbewohner. Dann läuft das Zugpersonal mit Tüte durch die Waggons und bietet Zug-Souvenirs an. Die ältere Dame versucht mich zu überreden doch ein kleines Andenken zu kaufen, vielleicht einen Magneten mit Zugbild oder einen Schlüsselanhänger. Ich lehne dankend ab…das sorgte dann aber auch wieder für Verwirrung…ob ich jetzt unhöflich war?

22:45 Uhr Grenze Polen – Weißrussland

Die polnische Grenzpolizei kommt zur Kontrolle in den Zug, alle sind mucksmäuschenstill. Die Kontrolle der russischen Pässe dauert sehr viel länger als bei meinem. Scheint alles in Ordnung zu sein, alle atmen wieder auf und schon gehen die russischen Konversationen weiter…ich versteh kein Wort. Warum habe ich in der Schule statt Französisch nicht Russisch gelernt?! 😯

23:25 Uhr Weißrussland

Eine halbe Stunde später und 500 m weiter gegen 23:25 Uhr deutscher Zeit rollt der Zug in die nächste Zeitzone…schwupps ist es 00:25 Uhr :-/ und die Kontrolle durch die weißrussische Grenzpolizei steht an. Jetzt erhalte ich die Migration Card für Weißrussland und Russland. Ich bin heilfroh über meinen Transsib-Reiseführer, der auch eine Ausfüllhilfe für dieses Papier bietet. Witzig ist nur, dass die Dame von der Grenzpolizei meinen Reisepass mitgenommen hat…wie soll ich da die Pass- oder Visumsnummer eintragen. Gut, dass ich fast alle Visa fotografiert habe…das Visum für Weißrussland leider nicht 🙁 Als sie wiederkommt und meine Migration Card anschaut, weist sie mich auch gleich auf die fehlende Nummer hin…ich weiß es ja selbst. Wahrscheinlich ist es trotzdem falsch ausgefüllt. Hoffentlich lassen sie mich wieder raus, rein, äh raus…bei so vielen Grenzübergängen in kürzester Zeit kann man schon mal den „Durch“blick verlieren.

Danach geht es rollend weiter durch Belarus in die Werkstatt in Brest…am Zug werden Waggons an- und abgehangen. Es ruckelt und wackelt. Die Toiletten können weiter benutzt werden und diese sind entgegen meiner Erwartungen und Erfahrungen sehr sauber, duschen geht auch.

2:12 Uhr Brest

Ich bin hundemüde…darf ich schlafen oder muss ich warten bis die Kontrolle durch die russische Grenzpolizei da war? Im Nebenabteil schnarcht sich schon einer durch die Nacht. Nur meine Abteilmitbewohner labern auf russisch…da kann man nicht weghören.

9:00 Uhr 

Allgemeines Erwachen aller Passagiere als der nächste Bahnhof angefahren wird. Endlich ein bisschen frische Luft schnappen. Die Sonne scheint und irgendein verrückter Touri traut sich den Zug zu fotografieren. So mutig bin ich noch nicht. Die Zugfahrt geht weiter durch Wald- und Wiesenlandschaft und ein paar Strommasten, sonst nix, aber es schaut hübsch aus. Weitere Grenzkontrollen scheint es nicht mehr zu geben.

Mein Bett 🙂

13:00 Uhr

Die nette Dame spendiert mir einen schwarzen Tee, weil ich noch keine Rubel habe, und wir trinken gemeinsam auf ihrem Bett sitzend. Die Trinkbecher sind ziemlich edel und aus geschliffenem Glas. Konversationen gestalten sich sehr einfach, lächeln und nicken, danke sagen und nix verstehen. Mit einer Translator-App auf meinem Handy finde ich dann doch noch die Bedeutung von Aist -> Storch. Den Inhalt des Gesprächs kenne ich trotzdem nicht. Also doch nicht so einfach.

Beim nächsten Halt hatte ich es dann doch gemacht – ein Foto vom Zug :))))

16:04 Uhr Ankunft in Moskau – Belorussky Station

Pünktlich rollt der Zug in den Bahnhof ein. Die Station ist erstmal nicht weiter bemerkenswert, die Gleise liegen außerhalb des Gebäudes. Überall sitzen Menschen und warten auf ihren Zug. Das Bahnhofsgebäude an sich ist hingegen ein richtiger Hingucker, türkis gestrichen. Wenn mich jemand beobachtet hat dann hat derjenige gesehen wie verloren ich vor dem Gebäude hin- und hergelaufen bin. Kein WiFi bedeutet kein Google Maps bedeutet keine Ahnung wo lang. Die Metro liegt zwar direkt daneben, aber ohne Geld geht das erstmal auch nicht, ganz zu schweigen von der Ahnungslosigkeit was die Endmetrostation betrifft, und selbst wenn ich die gekannt hätte, wüsste ich nicht wie sie auf russisch geschrieben wird. Zwar hatte ich mir alles vorher auf der Karte angeschaut, aber das war gestern. Es reichte ja eigentlich erstmal ein Bankomat…ein netter Herr, der mich ursprünglich in sein Restaurant locken wollte, zeigte mir wo lang es zum Geld ging. Als ich das hatte, kam ich wieder an ihm vorbei und fragte direkt in welche Richtung es zur Innenstadt ginge. Da kam dann noch ein Junge um die Ecke und fragte im astreinen Englisch ob er helfen könne. So einfach kann es dann doch sein. Er und Google Maps begleiteten mich zum Hostel…Wahnsinn da war ich, mitten in Moskau, und wäre ohne Hilfe noch eine ganze Weile herumgeirrt. Ab jetzt hilft mir eine Offline-Karte von Moskau weiter.

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