2. Stopp: Perm

Die Zugfahrt

Die Fahrt startete Mittwoch 23.15 Uhr am Bahnhof Moskowskaya in Nizhny Novgorod mit Zug 92N. Es handelt sich dabei immer um die Moskauer Zeit. Auf allen Zugtickets werden die An- und Abfahrten in Moskauer Zeit angegeben, was man bei den tatsächlichen Fahrzeiten berücksichtigen und die Zeitverschiebung drauf rechnen muss. In Perm ist es bereits 3 Stunden später als in Deutschland. Um zum Bahnhof zu gelangen, gönnte ich mir dieses Mal aber eine Taxifahrt für 200 Rubel…nochmal wollte ich mir die 5 km mit Gepäck nicht geben (dabei laufe ich sonst auch überall zu Fuß hin). Mein Hostel rief für mich das hiesige Taxiunternehmen an, aber wen auch immer sie angerufen hatten, auf dem Auto war kein Taxischild…und dabei hatte man mich doch davor gewarnt in solche Autos einzusteigen. Nu denn, half ja alles nichts. Der Taximann verstand kein Englisch, aber irgendwie haben wir uns verständigen können. Den Weg, den er wählte um zum Bahnhof zu gelangen, war mal nicht der kürzeste, auch nicht der den ich tags zuvor gekommen war, aber wahrscheinlich seine Liebllingsstrecke…durch Wohngebiete mit Geschwindigkeitsbegrenzungshügeln und Seitengässchen…glaub es wäre auch einfacher gegangen. War aber auch egal, denn es war noch genug Zeit. Dieses Mal ging es im Bahnhof auch einfacher zu. Es gab wie immer eine Sicherheitskontrolle, aber nur eine große Halle mit einer Anzeigetafel, die von allen Leuten begierig angestarrt wurde…die Anzeige änderte sich alle 10 Minuten in slow motion. Das ist nix für den gehetzten Stadtmenschen – es ist wohl Zeit runterzukommen und alles langsamer anzugehen. Neidisch war ich auf den Zug nach Moskau, der bekam sogar eine englische Durchsage. Als endlich Zug 92N auf der Anzeigetafel erschien, setzten sich alle um mich herum in Bewegung…alle Welt wollte wohl nach Perm oder weiter. Ich folgte einfach hinterher, auch weil ich nicht ganz sicher war was auf der Anzeige für Bahnsteig und was für Gleis stand. Hatte dann aber alles soweit geklappt. Auch dieser Zug war wieder super pünktlich und fuhr trotz Pass- und Ticketkontrolle rechtzeitig weiter. Es gab wieder ein Schlafwagenabteil für mich zusammen mit drei anderen Frauen. Bettwäsche wurde uns gebracht nachdem der Zug losgefahren war, also konnte ich meinen Schlafsack wieder wegpacken…und die Umpackerei darf man in so engen Abteilen nicht b unterschätzen 😕 Wasser gibt’s wohl erstmal keines im Zug, der Luxus schwindet.

Anzeigetafel im Bahnhof von Nizhny Novgorod

Lang geschlafen hab ich nicht, zum einen aufgrund des ständigen Geruckels durch den Zug, zum anderen weil es draußen gegen 3 Uhr wieder hell wurde…wahrscheinlich wars aber auch schon 4 Uhr mit Zeitverschiebung…und die Frau mir gegenüber hat noch viel viel heftigeren Husten als ich – wir geben uns manchmal ein Hustenbattle, sie gewinnt jedes mal. Die Landschaft indes ist schön und in den ersten Sonnenstrahlen des Tages golden gefärbt.

Landschaft aus dem Zug 🙂

Gegen 9 Uhr gibts eine längere Pause. Auf dem Bahnsteig haben sich zwei Händler mit Lebensmitteln und Krimskram aufgebaut. Kann man kaufen oder aber auch lassen. Ich hab noch keinen Hunger auf eingeschweißte gebratene Hähnchenschenkel. Im Zug sind noch drei Holländer und mind. ein Deutscher, der gerade auf einen Zettel die Zahlen von 1 bis 10 auf Russisch aufschreibt. Die Holländer sind Nienke, Michael und Erik und haben sich auch erst im Zug kennengelernt. Wir vergleichen unsere Reisepläne und stellen fest, dass wir wohl keine weiteren Überschneidungen im Zug haben werden. Erik reist genau wie ich nach der Fahrt mit der Transsib noch weiter – vielleicht klappt ja ein Wiedersehen in einem der asiatischen Länder. Mit Nienke und Michael steige ich hingegen in Perm aus.

Das Hostel

Meine Unterkunft ist dieses Mal das Hostel Atlas, welches ca. 1 km vom Bahnhof Perm 2 entfernt liegt, also in angenehmer Entfernung zu Fuß. Es ist gerade mal 1 Jahr alt und somit super in Ordnung. Im 8-Bettzimmer war ich allein, was zum Ausschlafen nicht das Verkehrteste ist. Die Übersetzungs-App hilft beim Einchecken 🙂 Olga vom Personal ist sehr interessiert an anderen Kulturen und kommt gern mit ihnen ins Gespräch. Sie kann ein wenig Englisch und hat eine Tochter, die Schauspiel studieren wird, so ergeben sich interessante Gesprächsthemen. Sie teilt ihr Mittagessen mit mir und ich deutsche Süßigkeiten mit ihr.

Perm

Viel zu sehen gibt es in Perm nicht, es ist eher eine ganz normale Großstadt mit knapp 1 Mio Einwohnern, die früher bedeutendstes Industrie- und Handelszentrum des Urals war. Dass die Stadt darauf stolz ist, sieht man an vielen Ecken. Eine englischsprachig Stadttour zum Selbsterkunden führt an so einigen ehermals bedeutenden Häusern vorbei. Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges befand sich hier ein Kriegsgefangenenlager, in dem deutsche Soldaten inhaftiert waren.

Perm hat zudem recht hübsche Ecken zu bieten. Insbesondere das Ufer des Kama lädt zum Spazieren und Verweilen ein und das nutzen auch sehr viele Einheimische und Touristen. Mit Nienke und Michael probierte ich ein kleines uriges Restaurant aus, das Burger und Fisch anbot – nicht sehr günstig, aber gut.

Für die Kleinen gibt’s elektrische Spielautos zum Selbstfahren

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